Aktuell

Die Herbstwerkstatt 2017 findet vom 25. bis 30. September 2017 am
Institut für Bildungswissenschaft an der Universität Wien statt.

Die Methodenworkshops finden am
Montag und Samstag von 9 bis 17 Uhr statt.

Die Werkstattwoche beginnt
mit einem gemeinsamen Auftakt am Montag, dem 25. September, um 18 Uhr.

Im Rahmen der Herbstwerkstatt wird Hella von Unger, Professorin für Soziologie an der Ludwig-Maximilians- Universität München, einen Vortrag halten zum Thema:

„Anonymisierung als forschungsethische und
methodische Herausforderung in der qualitativen Forschung“

Dienstag, 26.9.2017, ca. 18:30h
Der Vortragsort wird rechtzeitig bekanntgegeben.


Alle Informationen und Formulare zur Teilnahme an der diesjährigen Herbstwerkstatt finden Sie hier!

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Werkstattwoche
Interpretation – Rekonstruktion – Ko-Konstruktion

mit Bettina Dausien, Paul Mecheril und Daniela Rothe

Montag, 25. September, 18 Uhr bis Freitag, 29. September ca. 14 Uhr
Unkostenbeitrag: 130€
maximale Teilnehmendenzahl: 30

Workshop
Partizipativ forschen

mit Hella von Unger

Montag, 25. September, 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Unkostenbeitrag: 50€
maximale Teilnehmendenzahl: 12

Workshop
Zur Verschränkung von Biographie- und Diskursanalyse

mit Thomas Geier

Montag, 25. September, 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Unkostenbeitrag: 50€
maximale Teilnehmendenzahl: 12

Workshop
Ethnographie und Biographieforschung:
Erkenntnispotenziale und Herausforderungen einer methodischmethodologischen Verknüpfung in der Forschungspraxis

mit Anna Schnitzer

Montag, 25. September, 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Unkostenbeitrag: 50€
maximale Teilnehmendenzahl: 12

Workshop
Interpretationstexte schreiben und überarbeiten

mit Daniela Rothe

Samstag, 30. September, 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Unkostenbeitrag: 50€
Teilnehmendenzahl: 6–8

Workshop
Promovieren als biographische Erfahrung

mit Gert Dressel

Samstag, 30. September, 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Unkostenbeitrag: 50€
maximale Teilnehmendenzahl: 12


Vortrag

„Anonymisierung als forschungsethische und
methodische Herausforderung in der qualitativen Forschung“

von Hella von Unger

Die Anonymisierung von personenbezogenen Daten ist eine Grundfeste der empirischen Sozialforschung, die datenschutzrechtlich verfasst und forschungsethisch geboten ist. Sie dient in erster Linie dem Schutz von Personen vor negativen Folgen, die aus der Teilnahme an der Forschung erwachsen können. In der qualitativen Forschungspraxis wirft der Grundsatz der Anonymisierung jedoch nicht zu unterschätzende Herausforderungen auf. Kontingenz und Kontextualität haben hier einen besonders hohen methodologischen Stellenwert – d.h. qualitativ Forschende arbeiten immer mit Aussagen, Deutungen und Beobachtungen in einem spezifischen Kontext. Die Daten machen nur Sinn in und beziehen einen Großteil ihrer Aussagekraft aus diesem Kontext – und dieser kann nicht ohne Weiteres unkenntlich gemacht werden. Zudem äußern teilnehmende Personen und Einrichtungen teilweise den Wunsch, mit ihrem Echtnamen genannt zu werden, zum Beispiel um ihren Beitrag an der Forschung kenntlich zu machen, die „Echtheit“ und Aussagekraft der Daten zu unterstreichen oder um nicht aus der eigenen Lebensgeschichte herausradiert zu werden. Praktiken der Anonymisierung bewegen sich daher in einem Spannungsfeld zwischen forschungsethischen und datenschutzrechtlichen Vorgaben einerseits, den methodischen Erfordernissen der qualitativen Forschung andererseits sowie den Wünschen und Anliegen der teilnehmenden Personen und Einrichtungen. Forschungspraktisch gehen Strategien der Anonymisierung über die Löschung von Personennamen und das Verwenden von Pseudonymen hinaus, sind jedoch im Zeitalter des Internets sehr viel leichter dechiffrierbar als jemals zuvor. Vor diesem Hintergrund wird der Grundsatz der Anonymisierung in der internationalen qualitativen Methodendiskussion aktuell teilweise grundsätzlich in Frage gestellt.


Herbstwerkstatt

Die Herbstwerkstatt Interpretative Forschungsmethoden ist ein Ort der Qualifizierung und Reflexion für Promovierende und andere interessierte Forschende, die mit interpretativen Forschungsansätzen arbeiten. Hintergrund der 2008 gegründeten und erstmals durchgeführten Herbstwerkstatt war die Überlegung, dass qualitative Forschung in ihrer konkreten Praxis, insbesondere in der Arbeit am Material, durch kommunikative Formen des gemeinsamen Interpretierens abgesichert und reflektiert werden sollte.

Die qualitative Untersuchung von Text-, Film- und Bildmaterial, das in Forschungsprozessen erzeugt, verwendet und archiviert wird, ist eine auslegende, deutende, re- oder ko-konstruierende, allgemein: eine interpretative Forschungspraxis. Interpretative Forschung ist in besonderem Maße auf kommunikative Räume zur Auseinandersetzung mit dem jeweils untersuchten Material angewiesen – auf Räume zur Erprobung von Lesarten, ihrer Modifikation und Sicherung sowie zur Thematisierung erkenntnispolitischer, methodologischer und methodischer Fragen.

Die Herbstwerkstatt findet einmal im Jahr, in der Regel im September, jeweils im Wechsel an der Universität Wien (A) und der Universität Oldenburg (D) statt. In einem zeitlichen Rahmen von sechs Tagen und in überschaubaren Gruppen wird ein Raum für intensive Auseinandersetzung mit methodologischen und methodischen, theoretischen und praktischen Fragen interpretativer Forschung geschaffen. Im Zentrum steht die Reflexion der Forschungspraxis der Teilnehmenden, die von einem erfahrenen Team angeleitet und begleitet wird. Workshops zu ausgewählten Forschungsmethoden und -problemen ergänzen das Angebot.